Die Anzahl der europäischen Tankstellen mit HVO100 hat sich im Laufe des Jahres 2024 mehr als verdoppelt. Das teilt der Verein efuelsNow e.V. mit. Dabei handelt es sich um eine Gruppe von Ingenieuren, die sich für das Thema aus Leidenschaft engagieren und eine weltweite Tankstellen-Karte erstellt haben. Lag die Anzahl der Stationen im Januar 2024 noch bei 2300 Tankpunkten, so konnten 12 Monate später über 5.000 gezählt werden. Pro Monat kamen durchschnittlich ungefähr 226 hinzu, fast 8 Tankstellen am Tag.
Ab 2027: Jeder zweite Repsol-Standort in Spanien mit regenerativen Kraftstoffen
Starke Treiber waren besonders Italien und Spanien, wo Repsol, ENI und Q8, aber auch kleinere Tankketten das Angebot zielstrebig immer weiter ausbauten. Aber auch in Österreich, Irland, Portugal und Litauen ging es voran. Im kommenden Jahr kann mit weiteren Zuwächsen gerechnet werden. Die Raffinerien haben einen kontinuierlichen Produktionsausbau angekündigt. Und auch Universitäten sehen hinsichtlich der Grundstoffe noch großes Potential, wie u.a. auch Prof Dr. Willner von der HAW Hamburg immer wieder in Interviews und Vorträgen immer wieder unterstreicht. Erst kürzlich teilte die spanische Tankstellen-Kette Repsol mit, dass solche regenerativen Kraftstoffe bis 2027 an jeder zweiten Tankstelle verfügbar sein werden. Sogar auf den Kanarischen Inseln kann man bereits den synthetischen Diesel tanken.
Weltweit waren im Januar 2025 über 16.000 Stationen auf der eFuelsNow Karte verzeichnet (HVO100 + Blends). 14.000 waren davon in Europa markiert. In einigen Regionen, wie z.B. in Kalifornien, aber auch in skandinavischen Ländern (z.B. Norwegen) wird bereits heute zwischen 20 und 50% des gesamten Dieselmarktes damit abgedeckt.
Deutschland: HVO-Diesel an jeder siebten Tankstelle verfügbar
In der Bundesrepublik wurde erst Ende Mai 2024 der Reinkraftstoff HVO100 für den öffentlichen Verkauf freigegeben. Dennoch bieten mittlerweile schon 345 PKW- und LKW-Tankstellen den neuen Kraftstoff an. Inklusive Beimischungen erreicht Deutschland sogar über 2.000 Stationen. Das bedeutet, dass an jeder siebten Tankstelle ein HVO Produkt (HVO100 oder Beimischung) erhältlich ist. Das wurde unter anderem durch ein höheres Blending im ARAL Ultimate erreicht, der landesweit flächendeckend verkauft wird. Der neue Ultimate Diesel enthält mindestens 15% HVO. Das entspricht bilanziell einer CO2 Reduktion von 12%, wie ARAL in seiner Presseveröffentlichung mitteilt. Auch OMV bietet im Maxxmotion Diesel ein ähnliches ca. 20%iges Produkt an. Bezogen auf die Millionenfache Flotte ermöglichen solche Kraftstoffe bereits erhebliche CO2-Einsparungen. Sieben so betankte PKW erreichen ungefähr den gleichen Effekt, wie ein mit HVO100 betanktes Auto. Insgesamt könnte man in Deutschland aber schon viel weiter sein, wenn Super E5 als „Schutzsorte“ wegfallen würde. Dieser Ottokraftstoff versperrt Tanks und wird für heutige Benzin-Motoren nicht mehr benötigt. An vielen Tankstellen, z.B. in Italien und Österreich, ist er deshalb gar nicht mehr zu finden. Fast alle Ottomotoren vertragen E10 mit bis zu 10% Ethanol. Besonders ängstlichen Autofahrern kann man Additive anbieten, wie in Fachkreisen betont wird.
„HVO100 erobert Deutschland und Europa. Die Vorteile des neuen Diesels für Motor und Umwelt sprechen klar für sich – das finden auch immer mehr Autofahrer, Flotten, Kommunen oder Unternehmen, die den nachhaltigen Kraftstoff bereits ausprobiert haben. Eine CO2-Reduktion um bis zu 90 Prozent gegenüber herkömmlichem Diesel – hier trifft Nachhaltigkeit auf Innovation. Daher begleiten wir zusammen mit vielen Partnern den Markthochlauf von HVO100 im Rahmen unserer Kampagne „HVO100 goes Germany“. Wir sind überzeugt: Alternative Kraftstoffe sind ein wichtiger Weg, um Mobilität und Klimaschutz zu vereinen“, sagt Dr. Michael Haberland, Präsident des Automobilclubs Mobil in Deutschland e.V.
Gibt es etwas vergleichbares wie HVO auch für Ottomotoren?
Für den Dieselantrieb sind alternative Kraftstoffe leichter zu produzieren. Der Diesel nutzt hier einen konzeptionellen Vorteil, der bereits ein wesentliches Entwicklungsziel seines Erfinders Rudolf Diesel war. Er kann vergleichsweise einfache und günstige (Abfall-)Rohstoffe nutzen. Regenerative Ottokraftstoffe sind etwas komplexer herzustellen, was unter anderem mit der erforderlichen Klopf-Festigkeit zu tun hat. Vereinzelt gibt es vergleichbare defossilisierte Otto-Kraftstoffe schon an Tankstellen, die aber nicht als HVO bezeichnet werden. Diese entstehen meist auf Basis von Bionaphta, der dem E10 beigemischt wird. Solche Kraftstoffe (wie z.B. ARAL Futura 95 oder Shell Blue Gasoline) sind aber nur an wenigen Stationen erhältlich. Die Adressen können ebenfalls auf der eFuelsNow Seite in einem Extra-Abschnitt eingesehen werden. Eine großflächige Defossilisierung des Ottomotors wird mit strombasierten E-Fuels (PtL) möglich sein.
Warum HVO der effizienteste Weg zur CO2-Reduktion ist
Im Sinne einer ehrlichen Klimaschutzpolitik und einer schnellen CO2-Reduktion, hätte man sich mehr dem Dieselmotor zuwenden müssen. Denn für ihn ist heute schon ein sehr breites Angebot CO2-optimierter Kraftstoffe verfügbar. Fahrzeuge und Infrastruktur existieren bereits und setzen keinerlei zusätzliche Footprints, die das CO2-Budget belasten und die Klimaziele gefährden. Aufgrund des hohen Energiegehalts im Reststoff ist HVO sehr stromeffizient herzustellen, wie Prof Willner (HAW Hamburg) immer wieder unterstreicht. Insgesamt ist es der mit Abstand kosten-, zeit- und ressourcen-effizienteste Weg, da man bereits bestehende Technologie mit dem ersten Tankvorgang defossilisieren kann.
Klimaschutz mit regenerativen Kraftstoffen: Ehrliche Lösungen für Verbraucher
Das jahrelange Hinwegsehen über solche sofort umsetzbaren Möglichkeiten ist leider symptomatisch. Der Missstand fällt immer mehr Menschen auf, vor allem seit dem der Kraftstoff immer häufiger getankt werden kann. So bemerken mittlerweile nicht nur Wissenschaftler, sondern auch Verbraucher, dass die Verhinderungs-Argumente deutliche Widersprüche zur Realität ausweisen. Dass Abfälle keinen Tank-Teller-Konflikt hervorrufen, dürfte sich mittlerweile genauso herumgesprochen haben wie die Tatsache, dass der knappe und teure Strom durchaus im Nutzungskonflikt mit der Industrie steht. Der ein oder andere weiß noch aus der Schule oder Ausbildung, dass während des Raffinationsprozesses von Flugkerosin der PKW-Kraftstoff automatisch als Koppelprodukt entsteht. Letztlich führen diese sofort ins Auge stechenden Zusammenhänge leider dazu, dass viele wohlfeil klingende Klimaschutz-Forderungen von den meisten Menschen nicht mehr ernst genommen werden können. Für das in der Tat wichtige Anliegen des Umweltschutzes ist das ein „Bärendienst“. Klimaschutz braucht wieder mehr Glaubhaftigkeit. Das geschieht durch ehrliche GreenTec-Lösungen und eine sachliche Diskussion. Diese muss wissenschaftlich fundiert und offen sein für alle gangbaren Lösungen und Verbesserungen. Dabei ist der Kunde ein ganz zentraler Faktor. Denn die Technologie muss auch gekauft werden, damit sie wirksam werden kann. Letztlich entscheidet der Kunde, als Bezahler und Anwendungsexperte gemeinsam mit dem Ingenieur (Technologie-Experten) über den Weg, der für ihn Fortschritt bedeutet. Das politische Ziel wird in Absprache mit dem Auftraggeber (Bürger) vorgegeben (z.B. CO2=0). Kunden und Ingenieure entscheiden individuell und unabhängig voneinander über den Weg (Marktwirtschaft). Wesentlich ist immer das Ziel: die defossilisierte Energie, die elektrisch aber auch flüssig sein kann. Der Antrieb spielt dabei keinerlei Rolle, sehr wohl aber die Erreichung der Klimaziele.
HVO wird weltweit beliebter: Vorteile für Fahrer und Motoren
HVO wird immer beliebter. Mittlerweile haben viele Dieselfahrer auch weitere angenehme Vorteile entdeckt. Das Auto fährt viel besser und der Kraftstoff riecht nicht mehr. So laufen viele Fahrzeuge (besonderes ältere Modelle) erheblich ruhiger mit dem Kraftstoff. Im mittleren Drehzahlbereich kann sich auch bei einigen Modellen ein subjektiv besseres Leistungsempfinden einstellen. Das hängt immer etwas vom Motor ab. Durchgehend feststellbar ist aber, dass der Antrieb aufgrund der saubereren Verbrennung weniger verschmutzt. Ein defektes Abgasrückführungsventil kann schnell Reparaturkosten von 800 Euro verursachen. Wer bei 15.000 km Jahreslaufleistung 15 ct/L mehr zahlt, der kommt auf 180 Euro/Jahr. HVO verhindert vergleichbare Defekte bei gleichzeitigem Komfortgewinn. In einigen Ländern wie Italien wird er zum gleichen Preis oder günstiger als normaler Diesel angeboten. Daher ist es nicht weiter verwunderlich, dass einige Tankstellen bereits zwischen 11 und 15% ihres Diesel-Umsatzes mit HVO abdecken. Aus Österreich und Italien hört man sogar, dass an einigen Stationen schon über 20% erreicht wurden.
eFuelsNow Tankstellenkarte: HVO100-Standorte mobil finden
Die eFuelsNow Tankstellenkarte hat mittlerweile mehrere Millionen Klicks erreicht und kann auch mit dem Smartphone mobil genutzt werden. Die Karte ist nicht nur auf der eFuelsNow-Seite, sondern auch auf der Webseite der Kampagne „HVO100 goes Germany“ integriert. Sie würde die reFuels-Abteilung des Karlsruher KIT erstellt und wird auch von weiteren namhaften Universitäten für wissenschaftliche Zwecke genutzt.
Quellen:
- Repsol, Ausbau regenerativer Kraftstoffe bis 2027: El Economista Bericht, Repsol Pressemitteilung
- ARAL Ultimate mit HVO: neuer Aral Ultimate Diesel mit HVO
- Bilder und Tankstellenkarte : Weltweite Karte HVO / XTL – eFuelsNow e.V.
- Prof Dr. Willner über u.a. über HVO-Verfügbarkeiten etc : Vortrag Prof. Dr.-Ing. Willner (HAW Hamburg)
- Beitrag des Bayerischen Rundfunks über HVO100 : HVO100 | Abendschau | BR24