Die Mobilität von morgen steht vor großen Herausforderungen, insbesondere wenn es um die Reduktion von CO2-Emissionen geht. Der neue Kraftstoff HVO100 bietet eine vielversprechende Lösung. Hergestellt aus Rest- und Abfallstoffen, ermöglicht er eine nahezu CO2-neutrale Mobilität – und das ohne großen Aufwand für den Verbraucher. Wie das funktioniert und warum dieser Kraftstoff eine so wichtige Rolle spielt, erklären die Experten Dr. Olaf Toedter vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und Micha Gebhardt vom ADAC im Podcast „Talking Energy: HVO – Was verspricht der neue Kraftstoff?“.
Was ist HVO100?
HVO steht für „Hydrotreated Vegetable Oil“, doch diese Bezeichnung beschreibt die heutige Herstellung nicht mehr präzise. Ursprünglich wurde HVO aus Pflanzenölen gewonnen, doch mittlerweile nutzt man überwiegend Rest- und Abfallstoffe. „Es ist eigentlich jeglicher Rest- und Abfallstoff, aus dem ich es herstellen kann“, erklärt Dr. Toedter. Ob Pflanzenreste, biogener Müll oder sogar Frittenfett – all diese Stoffe können für die Produktion von HVO verwendet werden. Der Prozess hinter HVO ist komplex, aber wirkungsvoll: „Man bringt diese Bestandteile in einen Reaktor, ähnlich wie bei einem Schnellkochtopf, und unter Einfluss von Wasserstoff, Druck und Temperatur entstehen Paraffine, die sich chemisch zu Dieselkraftstoff verketten lassen.“
HVO100: Ein wichtiger Schritt in Richtung CO2-Neutralität
Mit HVO100 gelingt es, CO2-Emissionen um bis zu 90 Prozent zu reduzieren. „Es ist ein enormer Hebel, die Treibhausgasemissionen in der Logistik abzusetzen“, betont Dr. Toedter. Im Gegensatz zu herkömmlichem Diesel bildet HVO100 deutlich weniger Rußemissionen, was zusätzlich die Umweltbelastung verringert. Micha Gebhardt vom ADAC erklärt: „Unsere Klimaziele sind so streng gesetzt, dass wir sie nicht allein durch die Flottenerneuerung mit E-Autos erreichen können. Wir brauchen auf jeden Fall auch regenerative Treibstoffe für die Bestandsflotte.“
Ein Kraftstoff, der funktioniert – ohne Anpassungen
Ein großer Vorteil von HVO100: Es kann ohne Umrüstungen in bestehenden Dieselfahrzeugen genutzt werden. Tests über einen Zeitraum von drei Jahren haben gezeigt, dass es keine negativen Auswirkungen auf den Verbrauch oder die Motorleistung gibt. „Wir haben keinen Mehrverbrauch festgestellt, eher einen leichten Minderverbrauch“, berichtet Dr. Toedter. Das macht HVO100 besonders attraktiv für Logistiker: „Sie tanken und haben diesen Effekt ohne großen Aufwand“, fügt Gebhardt hinzu.
Herausforderungen und Chancen für HVO100
Trotz der vielen Vorteile hat es in Deutschland länger gedauert, bis HVO100 an den Tankstellen verfügbar war. „In anderen europäischen Ländern ist HVO schon länger im Einsatz“, so Gebhardt. Doch nun gibt es auch in Deutschland Fortschritte: „Irgendwann hat man sich zusammengerauft und den Weg freigemacht.“ Eine der größten Herausforderungen bleibt jedoch der Preis. Derzeit ist HVO100 noch teurer als herkömmlicher Diesel, was vor allem an den höheren Produktionskosten liegt. „Wir hoffen, dass der Preisaufschlag geringer wird und fordern die Anbieter auf, da etwas zu tun“, erklärt der ADAC-Experte.
HVO100: Ein Kraftstoff für die Zukunft
Die Mobilitätswende erfordert vielfältige Ansätze. Während Elektrofahrzeuge für Neuwagen eine zentrale Rolle spielen, ist es für die Bestandsflotte unerlässlich, regenerative Kraftstoffe wie HVO100 zu nutzen. „Wir dürfen keine Technologie auslassen“, betont Dr. Toedter. „Mit HVO haben wir schon heute eine Möglichkeit, signifikante Schritte in Richtung CO2-Reduktion zu machen.“
HVO100 ist mehr als nur eine kurzfristige Lösung – es ist ein wichtiger Schritt in eine nachhaltige Zukunft.