Seit der Zulassung von HVO100 für den Straßenverkehr im April 2024 gewinnt der erneuerbare Diesel in Deutschland zunehmend an Bedeutung. Doch was genau macht den synthetischen Kraftstoff technisch so besonders – und welche konkreten Vorteile bringt er für Fahrzeuge und Flottenbetreiber? In einem Interview mit FOCUS online erklärt Jörg Hübeler, Head of Market Development beim HVO-Hersteller Neste, warum HVO100 eine echte Alternative zum fossilen Diesel ist.
Ein sauberer Motor dank HVO100 – Was den Kraftstoff so besonders macht

„HVO hat nichts mit normalem Diesel zu tun“, betont Hübeler im Gespräch. Der Kraftstoff besteht aus gereinigten Kohlenwasserstoffen ohne aromatische Verunreinigungen. Diese klare Zusammensetzung sorgt nicht nur für eine besonders saubere Verbrennung, sondern auch für weniger Rußbildung im Motor – das bedeutet: weniger Regeneration des Dieselpartikelfilters, geringerer AdBlue-Verbrauch und ein insgesamt ruhigerer Motorlauf. In einem Flottenversuch mit Porsche über 1,8 Millionen Kilometer ließ sich der Verbrauch um rund drei Prozent senken. Zudem ist HVO100 unbegrenzt lagerfähig und widerstandsfähig gegen die sogenannte „Dieselpest“.
HVO100 als Teil der Lösung: Nachhaltigkeit und Marktentwicklung im Überblick
Neste produziert jährlich rund 5,5 Millionen Tonnen erneuerbaren Kraftstoff, was etwa einem Sechstel des deutschen Dieselbedarfs entspricht. Die Rohstoffe – etwa Altspeisefette und tierische Reststoffe – werden weltweit gesammelt und zertifiziert, wobei Transportwege in die CO₂-Bilanz einbezogen werden. Theoretisch ließe sich laut Hübeler bis 2040 etwa 40 % der globalen Rohölmenge durch erneuerbare Alternativen wie HVO oder Bio-LNG ersetzen. Damit HVO100 aber wirtschaftlich noch attraktiver wird, braucht es laut Neste eine CO₂-orientierte Besteuerung. Derzeit ist HVO an der Zapfsäule meist noch rund acht bis neun Cent teurer als fossiler Diesel. Das könnte sich ab 2027 ändern. Dann tritt in der EU das sogenannte ETS-II-System in Kraft – eine Art „CO₂-Handel für den Straßenverkehr“. Dabei müssen Unternehmen, die Benzin oder Diesel verkaufen, Zertifikate für die verursachten CO₂-Emissionen kaufen. Je mehr CO₂ ein Kraftstoff verursacht, desto teurer wird er – und das betrifft fossilen Diesel besonders stark. HVO100 als klimafreundlichere Alternative könnte dadurch im Vergleich günstiger oder preislich attraktiver werden. Erste Hersteller setzen bereits ein Zeichen: BMW befüllt seine neuen Dieselmodelle seit 2025 serienmäßig mit HVO100 – als Bekenntnis zu klimafreundlicher Mobilität.
Quelle: Interview mit Jörg Hübeler, Neste – FOCUS online, 26.02.2025