HVO100: Sauberer Diesel aus Abfallstoffen – Aiwanger fordert Steuerbefreiung

Der Biokraftstoff HVO100 könnte in Deutschland eine größere Rolle bei der Reduzierung von Treibhausgasemissionen im Verkehrssektor spielen. Bayerns Wirtschafts- und Energieminister Hubert Aiwanger hat sich Ende Mai 2025 öffentlich dafür ausgesprochen, den paraffinischen Diesel aus erneuerbaren Rohstoffen künftig von der Energiesteuer zu befreien. Ziel sei es, den Kraftstoff für Verbraucherinnen und Verbraucher preislich attraktiver zu machen. Laut Aiwanger „muss der Bio-Treibstoff HVO100 steuerfrei gestellt werden, um diese saubere Diesel-Alternative auch preislich attraktiver zu machen“. Er betont weiter: „Deutschland braucht mehr erneuerbare Kraftstoffe, um die Klimaziele im Verkehr zu erreichen.“

Was ist HVO100?

HVO100 steht für Hydrotreated Vegetable Oil und bezeichnet einen synthetisch hergestellten Dieselkraftstoff, der nicht aus Erdöl, sondern aus biogenen Abfall- und Reststoffen wie Altspeiseöl oder tierischen Fetten gewonnen wird. Der Kraftstoff gehört zur Gruppe der paraffinischen Dieselkraftstoffe und gilt als besonders klimafreundlich. Laut Herstellern und aktuellen Studien verursacht HVO100 bis zu 90 Prozent weniger CO₂-Emissionen als fossiler Diesel.

Ein großer Vorteil: HVO100 ist mit bestehenden Dieselmotoren vollständig kompatibel. Er kann in Pkw, Lkw, Bussen, Zügen, Schiffen und Baumaschinen genutzt werden – ohne technische Umrüstungen. In Deutschland ist HVO100 bereits an ausgewählten öffentlichen Tankstellen sowie im gewerblichen Bereich erhältlich.

Steuerliche Hürden

Derzeit ist HVO100 im Vergleich zu konventionellem Diesel teurer – auch weil die gleiche Energiesteuer wie für fossile Kraftstoffe anfällt. Aiwanger sieht darin ein zentrales Hemmnis: „Wir müssen den umweltfreundlichen Treibstoff am besten ganz von der Steuer befreien wie in Österreich. Nur so wird er auch für große Fuhrparks wirtschaftlich interessant.“

Energiepolitische Vorteile

Neben Umweltaspekten hebt Aiwanger auch die energiepolitische Bedeutung hervor. Die Herstellung von HVO100 im Inland könne die Abhängigkeit von Energieimporten senken und regionale Wirtschaftskreisläufe stärken. Er argumentiert: „HVO100 senkt durch Herstellung in Deutschland die Importabhängigkeit von Treibstoffen.“ Wer Biokraftstoffe nicht aktiv fördere, „schadet nicht nur dem Klima, sondern lässt die Biomasse-Branche bluten – eine Branche, die durch Energiegewinnung vor Ort die lokale Wertschöpfung vorantreibt“, so Aiwanger weiter.

Politischer Rahmen und Ausblick

Seit dem 29. Mai 2024 ist HVO100 offiziell an öffentlichen Tankstellen verfügbar, eine steuerliche Begünstigung fehlt jedoch bislang. Die Bundesregierung verweist auf europarechtliche Rahmenbedingungen, insbesondere die Energiesteuerrichtlinie der EU. In Ländern wie Finnland, Schweden und Österreich ist HVO100 durch steuerliche Anreize bereits deutlich weiter verbreitet. Die Diskussion um HVO100 zeigt: Es existieren bereits heute marktreife Technologien, um Emissionen im Verkehrsbereich kurzfristig zu senken – als Ergänzung zu langfristigen Lösungen wie E-Mobilität oder Wasserstoff. Ob der Bund steuerliche Anreize schafft und damit die Verbreitung von HVO100 beschleunigt, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch: Der klimafreundliche Kraftstoff ist sofort einsetzbar und könnte einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele leisten – sofern die politischen Rahmenbedingungen entsprechend angepasst werden.


Quelle: https://www.stmwi.bayern.de/presse/pressemeldungen/215-2025/